Kanun
INSTRUMENTE

KANUN

Beim Kanun handelt es sich um ein Musikinstrument aus der Familie der Zither , das neben der Türkei in den Laendern Nordafrikas und Mittleren Ostens, in Iran ,Usbekistan, Armenien, Mazedonien, Kosovo und Griechenland gespielt wird. In Organologie , in der die Musikinstrumente durch Klassifizierung untersucht werden, wird die Definition “kithara“ (Zither) als gemeinsame Bezeichnung für alle Instrumente verwendet, auf deren Korpus die von lang in Richtung kurz aufgereihten gespannten Saiten durch “offene“ Schwingung den Ton erzeugen. Die Bezeichnung “kanun“ wird für dieses Instrument in der Türkei, in Iran und in allen arabischen Laendern verwendet. Der gaengige Name des Instruments in anderen Laendern ist entweder vom Arabischen oder vom Griechischen abgeleitet worden.

Die fundamentalen baulichen Eigenschaften von “kanun“ sind heuzutage in allen Laendern gleich. Der Tonbereich hat eine Laenge von dreieinhalb Oktaven. Der Spieler spielt das Instrument mit einem Zupfplektrum aus Elfenbein.

Zur Geschichte des Instrumentes : Fast alle Organologen sind sich darüber einig, dass das arabische Wort kanun vom griechischen Wort kanon abgeleitet worden ist. Es wird auch davon ausgegangen, dass das Instrument ihre Form wie die eines geometrischen Trapezoids von den Arabern bekam.
In dem Pamphleth Kenzü’t-Tuhaf, das im XIV.Jahrhundert in Persisch verfasst wurde, ist neben anderen Instrumenten auch kanun abgebildet und ausführlich beschrieben worden. Der Verfasser gibt in diesem Artikel auch die Maße des Instruments an. Nach diesem Pamphlet besaß das Instrument 64 Saiten , die in dreier Gruppen gestimmt wurden. Der berühmte Komponist, Virtuose und Theoretiker Abdülkadir Meragî (gestorben in 1435) hat in seinem Werk Câmî’u’l-Elhan fi İlmü’l-Musiki , das er in 1418 verfasst hatte aber auch in seinen anderen Schriften neben anderen Musikintrumenten auch kanun beschrieben.

Das Instrument drang gegen das XII Jahrhundert über Andalusien auch in Europa ein und wurde in Spanien cano, in Frankreich canon , in Italien cannale genannt.

Die bauliche Form des kanun , der spaetestens im XV. Jahrhundert in der osmanischen Musik verwendet wurde, hat sich im Laufe der Zeit veraendert. Das Ansehen des Instrumentes hat sich über die Zeit erhöht wie auch verringert. Es kann gesagt werden, dass das im XVI. Jahrhundert in Istanbul benutzte kanun sich von dem in Iran und Mittelasien (Maveraünnehir) benutzten Instrument nicht unterschied. Es handelte sich hierbei höchstwahrscheinlich um ein Instrument mit einem hölzernen Gehaeuse und Saiten aus Metall. Es sind einige Miniaturen vorhanden, die diese Behauptung bestaetigen. Das von Uiguriern heute benutzte kalun ist das einzige moderne Exemplar von diesem kanun.

Über die Form des im Osmanischen Reich im XVII. Jahrhundert gespielten kanun liegen uns keine klaren Informationen vor . Es ist jedoch sicher, dass das Instrument gegen Mitte des XVIII.Jahrhunderts eine neue Form aehnlich zu seiner heutigen Form einnahm. Da zu jener Zeit das Instrument in Iran nicht mehr benutzt wurde, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass kanun seine heutige Form durch die in der Türkei und im Mitteren Osten (Aegypten und Syrien) gemachten Aenderungen erreicht hat. Levnî, der mit Kantemir im gleichen Jahrhundert lebte, hat in keiner seiner Miniaturen ein kanun gezeichnet. Die Abbildung im Werk Tefhîmü’l Makamât , das von Hızır Aga in den Jahren 1765 - 1770 verfasst wurde, zeigt aus grundsaetzlicher Sicht einen modernen Kanun.

In den Urkunden und Unterlagen aus der Zeit von Selim III wird der Name von keinem einzigen Kanun-Spieler erwaehnt. Das Instrument war jedoch in der Aera von Mahmut II (1808-1839) wieder zu treffen. Es wurde im XIX. und in den Anfaengen des XX. Jahrhunderts vorwiegend von Frauen gespielt. Dem Instrument wurde in der zweiten Haelfte des XIX.Jahrhunderts der Vorzug gegeben. Musikspielergruppen ohne Kanun waren undenkbar.